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WALK & TALK: Interview mit Sarah Schneider




Marie-Luise Koch:  Hallo Sarah, ich freue mich, dass wir uns hier im ZfP Emmendingen in diesem wunderschönen Park treffen. Wir haben uns kennengelernt, als die Business Academy Marburg hier das ESF-Projekt begann. Und ich war so begeistert von dir, deiner Arbeit, dass ich gleich sagte, ich lade dich zum Interview ein.


Sarah Schneider: Vielen, vielen Dank.


Marie-Luise Koch: Ja und heute wir gemeinsam hier am ZfP Emmendingen. Du bist hier als Pflegeexpertin, quasi als eine fachliche akad. Expertin beschäftigt. Kannst du vielleicht sagen, wie kam es dazu?


Sarah Schneider: Erstmal vielen Dank für die Einladung und auch die Möglichkeit ein bisschen was über mich und meine Arbeit zu erzählen. Wir haben hier die Strukturen im ZFP in Emmendingen, dass wir den Fokus auf Pflegefachlichkeit legen und das in unserem Pflegekonzept verankert, Strategiekonzept Pflege 3.0. Das heißt, für jede Teilklinik sind neue pflegerische Rollen entstanden, die quasi auf Klinikebene auf Höhe der Pflegedienstleitung für die Sicherstellung der Pflegequalität zuständig sind. Ich bin ein „ZFP Kind“. Ich habe hier meine Ausbildung gemacht zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, und während der Ausbildung schon meinen Bachelor in angewandter Pflegewissenschaften gemacht und bin jetzt aktuell im Masterstudium Community Mental Health.

Und mich hat es sehr begeistert zu sehen, ich kann mit dem Studium in der Pflege wirklich was bewegen und habe jetzt die Möglichkeit durch diese Stelle Pflegeexpertin auf Klinikebene zu sein.

Marie-Luise Koch: Sarah, als wir uns kennenlernten, da habe ich dir erzählt, dass ich mich im BVPM engagiere und gerade auf Bundesebene über ein Pflegekompetenzgesetz gesprochen wird und dass es erste Eckpunkte, mit dem Schwerpunkt Masterabschluss in der Pflegefachlickeit gibt. Aber sag mal, du als Pflegewissenschaftlerin, im psychiatrischen Kontext, findest du dich da wieder?


Sarah Schneider: Also ich muss sagen, ich finde es super und es ist ein richtiger und wichtiger Weg, damit den Fokus auf die Kompetenz-Erweiterung der Pflegenden zu legen, auch der akademisierten Master-Pflegenden im Sinne von Heilkundeübertragung  Aber ich finde es total schade, dass der Bereich der Psychiatrie so gar nicht berücksichtigt wird. Also der Fokus liegt auf somatisch-pflegerischen Handlungen, was auch richtig ist. Aber die Psychiatrie wird wie in vielen Bereichen ausgeklammert. Ich finde es wichtig, dass man den Fokus auf wirklich akademisierte Pflegenden mit Masterniveau legt, anlehnend an den internationalen Vergleich. Aber was mir fehlt, sind Rollenprofile für Pflegenden mit Bachelorabschluss. Auch da sind wir in der Pflege noch „Exoten“ in der Psychiatrie. Wir haben leider sehr wenige spezialisierte Rollen für Bachelor in Pflege. Und da müssen wir sagen, sind wir als Haus Vorreiter, schaffen Stellen für Menschen mit Bachelorabschluss in der Pflege.



Marie-Luise Koch: Sarah, du sagst, ihr seid hier in B-W die Vorreiter in der Psychiatrie, dass ihr Pflegeexperten auf Bachelor- und Masterniveau beschäftigt. Wir haben das in Hessen auch mit den Vitos Kliniken. Dort in der klinischen Praxis werden Bachelor und Master ganz gezielt für die Pflegewissenschaft eingesetzt. Aber ich würde dich gerne nochmal zum Pflegekompetenzgesetz fragen. Was würdest du noch gerne so der Politik mit auf den Weg bringen?


Sarah Schneider: Ich würde mir  wünschen, dass es auch Stellen- und Rollenprofile gibt, die gezielt mit Bachelorabschluss Pflege wissenschaftlich arbeiten können. Viele engagieren sich, machen diese akademische Ausbildung und es gibt einfach keine allgemeine Struktur, wie im Klinikalltag oder generell im Gesundheitskontext damit gearbeitet werden kann. Auf Masterniveau gibt es das schon. Was ich hier noch mir wünschen würde, wäre eine allgemeine Namensgebung, Titel für diese Akademiker. Auch, dass das an den internationalen Standards angeglichen wird. Das Thema Finanzierung, dass das finanziell abgebildet ist. Es ist aktuell ein Nice-to-have für die Kliniken, sich dem Thema Pflegequalität, Pflegefachlichkeit auf akademischen Niveau zu widmen. Es ist aber einfach nicht refinanzierbar bei den Kostenträgern. Und es ist einfach auch tariflich nicht gut abgebildet. Im Bereich der Fachlichkeit endet der Tarifvertrag mit dem Bachelor- und Masterabschluss sind kein Nice-to-have, sondern ein Must-have für die Kliniken.


Marie-Luise Koch: Und ich muss dir sagen, umso glücklicher bin ich ja, wenn ich jetzt das Interview mit dir geführt habe, dass ich dich auch für den Bundesverband Pflegemanagement gewinnen konnte, dass du letztendlich in der AG Nachwuchs auch die Pflegewissenschaft aktiv vertrittst.

Herzlichen Dank dafür und auch danke für das Interview.

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