Ein Beitrag der Regiestelle zum ESF-Projekt im ZfP Emmendingen
- Nick Nordmeier
- 21. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Aus den Projekten: Vielfalt und eine Kultur des Empowerments und der kontinuierlichen Verbesserung stärken Unternehmen und Beschäftigte

Was bedeutet Empowerment und Resilienz konkret im Betrieb? Wie kann agiles Arbeiten in einer Psychiatrie funktionieren? Wie funktioniert ein
(Mindset-)Wandel von Old Work hin zu New Work? Wie gelingt Partizipation und welche Werkzeuge fördern eine Feedback- und Fehlerkultur?

Mit diesen spannenden Fragen beschäftigten sich Kolleg*innen in den Workshops des Projektes be.the.change. Rund 300 Beschäftigte des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) in Emmendingen haben die Möglichkeit, an der fünftägigen Workshopreihe teilzunehmen – ganz unabhängig von Berufsgruppe und Hierarchieebene. Die Teilnehmer*innen des in der Sozialpartnerrichtlinie Wandel der Arbeit geförderten ESF+Projekts bekommen dabei Werkzeuge an die Hand, mit denen sie ihr Arbeitsumfeld mitgestalten können.
284 Teilnehmende sind in acht Workshop-Gruppen gestartet, sechs Gruppen davon bereits abgeschlossen. 25% der Teilnehmenden sind Führungskräfte. Für sie war auch die Online-Zwischenbilanz speziell für Führungskräfte wichtig, um zu reflektieren, wie sie mit den vielen neuen Projektideen und Veränderungswünschen umgehen können.
Mehr als 90 Mitarbeitende haben den Workshopzyklus bereits komplett erfolgreich durchlaufen. Kreative Ideen für 58 Mikro-Projekte wurden von ihnen entwickelt und deren Umsetzung gemeinsam angegangen, von einer neuen Parkbank, über die erstmalige Einbindung eines Therapiehundes bis hin zu Jobsharing, der Umgestaltung von zwei Stationen und neuen Führungsmodellen. In kollegialen Coachings reflektieren die Teilnehmer*innen laufend ihre Fortschritte, Herausforderungen und offene Fragen in der Umsetzung ihrer Mikro-Projekte. Dadurch werden Projektinhalte in den beruflichen Alltag integriert und es gibt eine Begleitung on the job. Dabei bestärken sich die Beteiligten gegenseitig, wenn es mal nicht vorangeht, wie geplant und feiern kleine Erfolge gemeinsam. Gerade das Parkbank-Projekt hat gezeigt, wie schwierig es in der Umsetzung werden kann. Aber gemeinsam finden die Beteiligten immer wieder neue Wege und bleiben dran. Ein großer Vorteil in der Umsetzung ist auch die enge Anbindung der be.the.change-Workshops an den Personalentwicklungsbereich, der hilft konkrete Veränderungen anzugehen. Für viele Teilnehmer*innen war die Zusammenarbeit quer über Berufsgruppen und Hierarchieebenen in den Workshops inspirierend. Neue Netzwerke sind so entstanden, die über die Arbeit an den Mikro-Projekten weit hinausgehen. Spaß hatten die Teilnehmenden auch beim Ausprobieren neuer Methoden, wie z.B. des Delegationspokers. In den Workshops standen sie als Beschäftigte im Mittelpunkt, nicht der Patient. Für viele eine neue Erfahrung. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: „Es ist eine große Wertschätzung, dass ich mich so einmal mit mir selbst in meinem Arbeitskontext beschäftigen kann. Und es ist spannend, die Sichtweise der Kolleg*innen aus anderen Abteilungen kennenzulernen und zu verstehen. Das baut Scheuklappen ab und schafft ein Miteinander-Gefühl im großen ZfP-Team“. Ein Gewinn war für viele zudem, in der Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen, Selbstwirksamkeit zu spüren. „Ich habe Lust auf Veränderung bekommen und übernehme jetzt selbst Verantwortung für kleine Schritte zur Veränderung im Team“ resümierte eine Teilnehmerin.
Um die Teilnahme zu würdigen, fand Ende Juli eine Zertifikatsverleihung in der Festhalle des ZfP Emmendingen statt mit spannenden Beiträgen von den Teilnehmer*innen selbst und einem „Markt der Projekte“ (https://www.zfp-emmendingen.de/innovatives-eu-projekt-bethechange-am-zfp-emmendingen).
Nun geht es darum, die neue Kultur des gemeinsamen Lernens und Mitgestaltens zu verstetigen und in die Unternehmenskultur zu übertragen.
Strategisch ist das Projekt dafür gut aufgestellt. Der Geschäftsführer, Herr Michael Eichhorst, steht dahinter und hat die Beschäftigten, gemeinsam mit der Personaldirektorin und Projektlotsin Frau Brigitte Schütz und dem gesamten Projektteam in einer Videobotschaft im Intranet bestärkt, sich zu beteiligen. Auch eine erste Videobotschaft von Teilnehmerinnen wurde im Intranet für alle Beschäftigten zugänglich veröffentlicht. Entscheidend dabei ist zudem die Arbeit der Projektlots*innen, die das Projekt hartnäckig vorantreiben und auch nach dem Projektende als Kümmerer im Betrieb bleiben. Zudem wurde das Projekt auch in die Personalvollversammlung integriert, damit alle Beschäftigten gemeinsam vom Transfer der Projektergebnisse profitieren können.
Wie die Gesundheitsbranche insgesamt sieht sich das ZfP Emmendingen mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, darunter steigende Arbeitsbelastung, Fachkräftemangel und die Einführung digitaler Lösungen. 1800 Mitarbeitende aus 49 Nationen bringen zudem vielfältige Berufsverständnisse und Kompetenzen mit sich, die es unter einen Hut zu bringen und zu nutzen gilt.
Um diesen vielfältigen Herausforderungen zu begegnen und eine zukunftsfähige Arbeitskultur zu fördern, fokussiert das ZfP das Empowerment der Beschäftigten und die Förderung einer Kultur kontinuierlicher, kleiner Verbesserungen. Mit dem Projekt be the change soll in diesem Sinn die Zukunft des ZfP Emmendingen gemeinsam mit den Mitarbeitenden gestaltet werden. Gleichzeitig wird den Beschäftigten die Möglichkeit gegeben, sich selbst weiterzuentwickeln und an spannenden Schulungen sowie spezialisierten Mentor*innenprogrammen teilzunehmen.
Mit dem Projekt will das ZfP eine resiliente, selbstorganisierte Arbeitskultur schaffen, die Beschäftigte aus allen Berufsgruppen und Bereichen aktiv einbezieht. Mit neuen Arbeitsmethoden, Empowerment und agilem Arbeiten werden so innerhalb von drei Jahren 300 Beschäftigte von einem qualifizierten Trainerteam geschult, wodurch das Projekt den Wandel der Arbeit aktiv mitgestaltet. Das Programm beinhaltet fünf Tage intensive Schulung und On-the-job-Phasen, um eine nachhaltige Weiterentwicklung und Zufriedenheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Ziele sind die Förderung von Beschäftigtenautonomie und Entscheidungsfreiheit, einer Kultur der kleinen Verbesserungen sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit und interkulturellen Kompetenz. Durch eine hierarchiearme und lösungsorientierte Kommunikation können sich die Teilnehmenden zu Multiplikatoren zur Verbreitung der neuen Kultur im Arbeitsumfeld entwickeln.
Ziel ist es zudem, neue Methoden der Personal- und Organisationsentwicklung zu erproben und zu etablieren, um die Herausforderungen im Gesundheitssektor effektiv zu meistern. Die Mitarbeitenden bekommen wertvolle Praxiswerkzeuge an die Hand, wie das eigene Arbeitsumfeld positiv mitgestaltet werden kann. Im Mittelpunkt stehen interprofessionelle Vernetzungen und Austausch über alle Berufsgruppen hinweg.
Die Business Academy Marburg GmbH stellt als erfahrener Projektpartner sicher, dass die Ergebnisse und Erkenntnisse für eine langfristige Implementierung im ZfP und darüber hinaus in der gesamten Gesundheitsbranche genutzt werden können.


